Geschichte und Geschichten
Kleine Chronik des 1.FC Reichenschwand.
Der Verein wurde am 09.10.1919 im damaligen Gasthaus Gutherle (heute Rian-Gartentechnik) von rund einem Dutzend junger Männer, den ersten Weltkrieg hinter sich gebracht, als Sportfreunde Reichenschwand gegründet. Als Gründungsvorstand wurde Hans Schmidt, Großvater unseres heutigen Bürgermeistes Bruno Schmidt, gewählt.
Mit einfachsten Mitteln mussten die Mitglieder, deren Zahl sich in kürzester Zeit beträchtlich erhöhte, ihre Sportfreudigkeit unter Beweis stellen. Kurioserweise war am Anfang noch nicht mal ein Sportplatz vorhanden, geschweige denn, dass auf den wahllos ausgesuchten Wiesen brauchbare Tore vorhanden gewesen sind. Die „zerlegbaren“ Tore oder auch die losen Torteile wurden zur Vermeidung der Brennholzverwertung nach jedem Wettkampf von besonders dazu geeigneten „Zeugwarten“ in der Scheune eines gewissen- und gönnerhaften Vereinsanhängers untergebracht.
Die Inflation in den frühen zwanziger Jahren verhinderte eine normale Entwicklung des Vereines. Es wurden große Anstrengungen unternommen um eine Einheitliche Kleidung der Spieler zu beschaffen. Im Laufe der Zeit traten auswärtige Spieler dem Verein bei, Trainer wurden geworben, die Ausbildung der Mannschaft wurde besser.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde aus dem Vorstand der Vereinsführer. Im Archiv des FCR liegt die damalige Satzung vor. Das „Führer“-Prinzip herrschte auch beim Verein. Dennoch bildete sich eine Jugendmannschaft, wie unser älteste Vereinsmitglied Richard Wittmann (*1920, seit 1935 ununterbrochen beim FCR) berichtete. Der Ehrgeiz war groß, immer besser zu werden, die Spieler der ersten Mannschaften waren damals Vorbilder. Doch Reichsarbeitsdienst und Wehrpflicht hatten dann Vorrang. Während des zweiten Weltkrieges kam das Vereinsleben nahezu zum erliegen.
Das erste Spiel nach dem Krieg, der Reichenschwander Sportplatz lag noch in Trümmern, fand in Ottensoos statt, am 30.09.1945, Endstand 2:2.
Aber der Wiederaufbau des Reichenschwander Fußballs gelang. 1948/49 wurde die Meisterschaft errungen. Mit 22-6 Punkten in 14 Spielen (kurioserweise wurden die ersten beiden Spiele verloren) war man punktgleich mit der SpVgg Hüttenbach-Simmelsdorf. Nach zwei spannenden Ausscheidungsspielen (3:3 und 1:0) hieß der Meister dann 1.FC Reichenschwand. Die anschließende Zeit bis 1955 spielte der FCR mit durchschnittlichen Erfolg in der B-Klasse (in etwa heute mit der Kreisklasse zu vergleichen). Im Spieljahr 1955/56 hatte man dann eine Top-Mannschaft. Mit 109:30 Toren und 40:8 Punkten aus 24 Spielen wurde die Meisterschaft perfekt gemacht. Zwei Jahre hielten sich die Kicker des FCR in der A-Klasse, 1958/59 ging es als Tabellenletzter sang- und klanglos wieder runter in der B-Klasse. Der im Jahr darauf erreichte 3. Platz reichte nicht zum Wiederaufstieg; aber 1960/61 war es wieder soweit: Der Meister der B-Klasse Pegnitzgrund heißt wieder 1.FC Reichenschwand. Aber dann begann der freie Fall in die C-Klasse. Zwei Abstiege in Serie mit jeweils 116 bzw. 117 Gegentoren brachten den FCR an den Rand der Auflösung. Soweit ist dann aber doch nicht gekommen. Man stabilisierte sich in der untersten Klasse. Mitte der 60 er Jahre spielte sich der Verein in der Spitzengruppe fest. Aber erst im letzten Jahr am „Alten Sportplatz“ gelang der souveräne Wiederaufstieg in die B-Klasse.
Der „Alten Sportplatz“, wo war der? Die Älteren Sportfreunde wissen das noch. Es war die Wiese, am westlichen Ortseingang, auf der rechten Seite von Lauf herkommend. Da wo die Pegnitz mal ganz nahe an die B-14 ran reicht, geht auch heute noch ein Feldweg weg, das war der Zugang. Links am Pegnitzufer stand ein kleines Häuschen zum Umkleiden. Zwei kleine Kabinen, ein kleiner Geräteraum, Ballfangzaun am Pegnitzrand, das war’s. Gewaschen wurde sich, nach den Erzählungen der „Alten“, in der Pegnitz. Flutlicht gab es keines, in der finsteren Jahreszeit wurden im Dorf „Läufe“ als Training gemacht, unter den Dorflampen Gymnastik. Es wurde auch berichtet, dass Spiele unterbrochen werden mussten, weil ein Landwirt mit seinem „Bulldog“ über den Platz musste um seinen Acker zu erreichen. Aber es sollen immer viele Zuschauer dagewesen sein, welche sich zu Fuß an der B-14 entlang aufmachten um auf den Sportplatz zu kommen.
„IMPRESSIONEN VOM ALTEN SPORTPLATZ“
Der Umzug auf das heutige Sportgelände zum 50. Jährigen Jubiläum war vollbracht, als eine Neuordnung der Fußballkreise den FCR als Tabellenvierter der B-Klasse Pegnitzgrund im Jahre 1970/71 den Verein in die neue A-Klasse Pegnitzgrund brachte. Und da war man dann 20 Jahre zu Hause. Als einziger Verein bestritt der FCR 500 Spiele in Folge in dieser Spielklasse und war Tabellenführer der ewigen Tabelle, bis 1990.
In den siebziger Jahren, in Verbindung mit den geburtenstarken Jahrgängen der 50 er und 60 er Jahre nahm auch der Jugendfußball einen starken Aufschwung. So gelang es dem FCR in den frühen siebziger Jahren mit einem 10:1 im Endspiel gegen den SC Happurg den Wanderpreis des Landratsamtes Hersbruck zu gewinnen. In der gleichen Zeit holte die A-Jugend nach zwei Endspielen im Elfmeterschießen gegen den TSV Röthenbach den Kreispokal.
„KREISPOKALSIEGER A-JUGEND 1.FCR frühe siebziger Jahre (in der unteren Reihe der zweite von links unser heutiger Ehrenvorstand Hartwig Kohl)“
Ein weiteres Highlight war der Aufstieg der A-Jugend 1980/81 in die Bezirksliga, wo man dann immerhin zwei Jahre aktiv war.
1973 wurde eine Damenmannschaft gegründet. Und bis heute gibt es sie noch, unsere Damen, heuer Meister der Kreisklasse Gruppe 3, verdient, denn sie gewannen alle Spiele. 1990 folgte die Gründung der Mädchenfußballabteilung, auch hier ist man ununterbrochen seither aktiv.
Der Reichenschwander Fußball stagnierte in der Folge. Die Erste nistete sich in der B-Klasse, später Kreisklasse ein. Der Meisterschaft im Jahr 2001/2002 folgte der sofortige Wiederabstieg. Wechselhafte Jahre folgten. Oft war man zur Winterpause bereits so gut wie in die C-Klasse abgestiegen, rasante Aufholjagden in der Rückrunde brachten aber stets den Klassenerhalt. 2010 erreichte die Erste den zweiten Tabellenplatz, daraufhin quälte man sich durch die Relegation, um dann im letzten Spiel gegen die Reserve des Bayernligisten SC Eltersdorf im letzten Spiel mit 0:3 zu scheitern.
Aber im Jahr 2016 ist es soweit: Der 1. FC Reichenschwand kehrt ins Kreisoberhaus zurück. Nach einer zweijährigen Aufbauphase unter unserem Spielertrainer Michael Pfann (u.a. aktiv bei SpVgg Greuther Fürth Jugend, FC Eintracht Bamberg, SpVgg Bayreuth, DJK Ammerthal) ging man in der abgelaufenen Saison 2015/16 mit dem Ziel Aufstieg in die Saison. Seit dem 2. Spieltag war man immer Erster oder Zweiter. Beim Verfassen dieser Zeilen ist der Aufstieg perfekt; die Meisterschaftsfrage aber noch nicht geklärt.